Centrál Kávéház, Budapest
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- Am 07/04/2016
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- In Mythische Orte
Das Café Zentral – auf ungarisch Centrál Kávéház genannt – befindet sich auf der Károlyi Straße Nummer 9 im Stadtteil Pest, unweit der U-Bahnstation Ferenciek Tere. Es wurde 1887 eingeweiht und zählt heute zu den großen historischen Kaffeehäusern der Hauptstadt.
Das Café Zentral heutzutage — © centralkavehaz.hu
Wie viele der zur gleichen Zeit gegründeten Kaffeehäuser war das Zentral nicht nur eine gastronomische Einrichtung, sondern gleichzeitig auch ein Ort des Austauschs und des Schaffens für zahlreiche Dichter, Verleger und Künstler. Zwischen 1905 und 1945 wurde das Kaffeehaus von Gyözö Mészáros geführt und diente als Sitzungssaal für die Redaktionen verschiedener Kulturzeitschriften, wie zum Beispiel von Nyugat (siehe unten) und Újhold. Zu den Stammgästen zählten unter anderem die Schriftsteller Endre Ady und Frigyes Karinthy sowie der Dichter Mihály Babtis. Unter den Kommunisten war das Café Zentral lange Zeit geschlossen. Nach 1989 wurde es nach und nach wieder zu neuem Leben erweckt. Imre Somody kaufte das Zentral 1999 auf und renovierte es vollständig. Dabei achtete er darauf, die einzigartige Atmosphäre des historischen Kaffeehauses aufrecht zu erhalten. Heutzutage ist das Café eines der meist besuchten Lokale im Herzen Budapests.
Die erste Ausgabe der Zeitschrift Nyugat, Januar 1908
Die Zeitschrift Nyugat
Die zweimal pro Monat erscheinende Literaturzeitschrift Nyugat („Westen“) wurde 1908 von Hugo Ignotos (geb. Veigelsberg) sowie Nujsa Fenyö und Ernö Osvát gegründet. Bis zu ihrer Einstellung im Jahre 1941 spielte sie eine wichtige Rolle in der ungarischen Literaturszene. Die Redakteure der Zeitschrift waren Stammgäste des Café Zentral und trafen sich auf der oberen Galerie des Lokals, wo sich heute der Restaurantbereich befindet. Die erste Ausgabe von Nyugat erschien 1908 und begann mit einem Aufsatz von Ignotus der den Titel Kelet Népe („Das Volk des Ostens“) trug. Im Juli 1912 trat der Dichter Endre Ady dem Redaktionskomittee bei. Ady galt zu dieser Zeit als Vorreiter der ersten ungarischen Schriftstellergeneration. 1917 wurde Miska Fenyö von einem anderen großen Poeten und Romanautor ersetzte, und zwar von Mihály Babits. In den zwanziger Jahren führten Ernö Osvát, Mihály Babits und Oskár Gellért die Redaktion. Zum Ende dieser Dekade trat der Schriftsteller Zsigmon Moricz der Gruppe bei. Nachdem Ignotus 1929 nach Wien verzog wurde die Zeitung zunächst gemeinsam von Moricz und Babits geleitet, dann von Babits alleine. Als der letztere 1941 verstarb, verweigerten die damaligen Behörden die Weiterführung der Zeitung. Aladar Schöpflin und Gyula Illyés riefen darauf eine neue Zeitschrift mit dem Title Magyar Csillag („Ungarischer Stern“) ins Leben, welche jedoch mit der deutschen Besetzung des Landes 1944 ihr Ende fand. Die Zeitschrift Nyugat hatte eine relative bescheidene Auflage die anfänglich 500 Exemplare zählte und auch in ihren besten Zeiten nicht die Zahl von 3000 Drucken überstieg. Dennoch reichte ihr Einfluss weit über den engen Kreis ihrer direkten Leserschaft heraus. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert sowie zwischen den beiden Kriegen fungierte Nyugat als eine Art Bühne für die damaligen schriftstellerischen Talente. Die Zeitschrift wurde zum Synonym für literarische Erneuerung und intellektuelle Öffnung. Die konservativen und nationalistischen Tendenzen, die am Ende des vorhergehenden Jahrhunderts zu beobachten waren dort keinen fruchtbaren Boden. Man war nicht nur auf der Suche nach neuen Themen, sondern auch nach neuen Ausdrucksmitteln – kurz gesagt – nach einem neuen Stil. Der programmatische Titel der Zeitschrift („Westen“) spiegelte eine generelle Tendenz wieder: es wurde danach gestrebt wieder mit Europa in den Einklang zu kommen und an den großen intellektuellen Strömungen der Welt Teil zu haben.
Hortobagy Pfannekuchen
Eine köstliche Spezialität
Die Speisekarte des Café Zentral bietet eine beträchtliche Auswahl an Gebäck, aber wir empfehlen die Hortobagy Pfannekuchen (Hortobágyi palacsinta), die ein fester Bestandteil der traditionellen Küche Ungarns sind. Sie werden gewöhnlich mit Kalbs- oder Hühnerfleisch oder mit ungarischer Wurst gefüllt und als Ragout zubereitet. Das Hackfleisch wir mit Zwiebeln und Kräutern gebraten, wie der Pörkölt, eine Variante des Gulaschs. Das Ganze wird mit einer Paprikasauce übergossen und mit einem Löffel Sahne vollendet. Das Gericht kommt nicht wie anzunehmen wäre aus der Region Hortobágy, sondern es wurde für die Weltausstellung in Brüssel 1958 erfunden. Dennoch kann man in ungarischen Kochbüchern der 30er Jahre Rezepte für eine ähnliche Art von Pfannenkuchen entdecken.
Der Hortobágyi palacsinta ist eine Köstlichkeit, die bei einem Besuch in Budapest auf keinen Fall ausgelassen werden darf!
Das Café Zentral um 1900
Quellen:
Wikipedia und centralkavehaz.hu
Außer im Falle von besonderen Anmerkungen sind die Illustrationen Wikimedia entnommen.
Cafe Europa dankt Stephanie Schwerter herzlich für ihre Übersetzung !
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